Der preisgekrönte Fotograf Stefan Boness setzte sich in seiner langjährigen Serie „Flanders Fields“ mit den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs in Flandern auseinander. Der Titel verweist auf das insbesondere in der englischsprachigen Welt bekannte Gedicht „In Flanders Fields“ des kanadischen Offiziers John McCrae, sowie auf die konzeptionelle Eingrenzung auf die einstigen Schlachtfelder Belgiens. Von 2005 bis heute kehrte Boness immer wieder und bewusst zu unterschiedlichen Jahreszeiten zurück, zusammen für mehr als ein dreiviertel Jahr: „Manche Themen sind flüchtig, andere bleiben. Das ist eben ein Thema, von dem kommt man nicht los.“
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Welcome Home Allen (Kurzfilm, Down Under Berlin Film Festival)
Die Heimkehr von Soldaten aus dem Krieg wurde immer wieder in Filmen thematisiert, sei es in Ted Kotcheffs „Rambo“ oder Kathryn Bigelows „The Hurt Locker“ (mit dem wunderbar dämlichen deutschen Verleihtitel „Tödliches Kommando“). Die unmittelbare Rückkehr in die Heimat und somit in eine völlig andere Realität ist dabei oft nur ein kleiner Teil. Andrew Kavanaghs Kurzfilm „Welcome Home Allen“ (Australien 2016, 11′) fokussiert darauf, wobei sein Ansatz so überrascht wie überzeugt. „Welcome Home Allen (Kurzfilm, Down Under Berlin Film Festival)“ weiterlesen
68. Berlinale 2018: Filme mit Kriegsbezug
Zur diesjährigen Berlinale erhöhen sich nicht nur erneut die Preise für die Eintrittskarten (12,- € Standardpreis, 15,- € für Filme aus den Sektionen Wettbewerb und Special, 5,- € für Filme aus den Generation-Sektionen), sondern auch die Anzahl der Filme, die sich auf verschiedene Weise mit Krieg, Terror und natürlich auch Flucht auseinandersetzen. Dokumentarfilme überwiegen deutlich; nicht wenige Filme sind künstlerische Arbeiten. Insgesamt scheint die Distanz zwischen dem wieder spannenden Wettbewerbsprogramm und den Filmen aus den anderen Sektionen zu wachsen. „68. Berlinale 2018: Filme mit Kriegsbezug“ weiterlesen
Vortrag „‚Ein Kunstwerk, wie es Männern Freude macht‘ – 100 Jahre Krieg im Spiegel der Kunst“ (Berlin)
Am 13. Oktober 2013 hält Martin Bayer im Käthe-Kollwitz-Museum Berlin seinen Vortrag „‚Ein Kunstwerk, wie es Männern Freude macht‘ – 100 Jahre Krieg im Spiegel der Kunst“. Als Teil des Begleitprogramms zur aktuellen Sonderausstellung „Mahnung und Verlockung – Die Kriegsbildwelten von Käthe Kollwitz und Kata Legrady“ wird auch hier der Bogen von der künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Ersten Weltkrieg bis zu zeitgenössichen Ansätzen geschlagen.
„Erzählt von Langemarck, von Ypern, von Verdun, von Reims, von Cambrai, von Flandern und von der Somme, das macht das Blut warm, solange man noch im Trockenen sitzt. Und lasst das Bild der großen Schlacht aus dem Rauch aufschießen wie eine blutrote Orchidee, mit goldenen Feuerstreifen geflammt. Das ist ein Kunstwerk, wie es Männern Freude macht.“
grounded/airborne (Kleine Galerie, Torgau)
Im Regelfall wird auf wartist.org über Ausstellungen anderer Künstler, über Filme, Galerien und Museen berichtet. Heute ist es uns eine Freude, in eigener Sache zu schreiben: Der am Lette-Verein Berlin ausgebildete Fotograf Martin Bayer präsentiert vom 28. Februar bis 10. April 2014 seine Ausstellung grounded/airborne in der Kleinen Galerie des Torgauer Kunst- und Kulturvereins „Johann Kentmann“ e.V. Die Fotografien aus der Serie grounded zeigen Details ausgemusterter Militärflugzeug und werden durch einige Luftaufnahmen aus dem Ersten Weltkrieg historisch kommentiert. Mit grounded bearbeitet er die mediale wie künstlerische Ästhetisierung von Kriegsgerät, während gleichzeitig eine eindeutige Zuordnung der dargestellten Objekte zu historischen Ereignissen aufgelöst wird, und mit ihr vermeintlich einfache Kategorisierungen in „Freund“ und „Feind“.
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Alois Nebel
„Manchmal überkommt mich so ein Nebel“. Mit diesem Satz beschreibt der Protagonist des gleichnamigen Spielfilmdebüts „Alois Nebel“ von Regisseur Tomáš Luňák die Zustände der Angst und der Verwirrung, denen er nur mithilfe des Rezitierens alter Bahnfahrpläne Herr wird. Wie diese Zustände aussehen, erfahren wir gleich zu Beginn des in seiner Optik und musikalischen Untermalung atmosphärisch dichten Films: Ein Zug rollt auf vibrierenden Schienen auf den Zuschauer zu, gleißende Lichtstrahlen durchbrechen das Bild; man hört, wie Befehle gerufen werden – Leute sollen in einen Zug einsteigen, sich beeilen. Sofort werden Assoziationen mit der Deportation von unzähligen Juden und anderen vom Nationalsozialismus verfolgten Personen in die Konzentrationslager des Dritten Reiches wach. Und doch handelt es sich in diesem Fall um ein anderes, bis heute vielfach verdrängtes und noch wenig aufgearbeitetes Kapitel der deutsch-tschechischen Geschichte des 20. Jahrhunderts: die Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus der Tschechoslowakei ab 1945. „Alois Nebel“ weiterlesen
Das Feld der Ehre – Passchendaele (Beitrag überarbeitet)
Der Schauspieler, Regisseur und Produzent Paul Gross, den meisten hierzulande als „Ein Mountie in Chicago“ (OT: „Due South“) bekannt und weniger über seine zahlreichen anderen Aktivitäten im Fernsehen und auf der Bühne, hat mit „Das Feld der Ehre – Passchendaele“ (OT: „Passchendaele“) ein kanadisches Kriegstrauma des Ersten Weltkrieges zum Thema auserkoren, zu dem er seine ganz eigene, persönliche Verbindung hat: Gross‘ Großvater Michael Joseph Dunne kämpfte selbst auf den Schlachtfeldern Belgiens und diente seinem Enkel als Inspiration für die gleichnamige Hauptfigur des Sergeant Michael Dunne (gespielt von Paul Gross selbst). Dieser hatte während eines Einsatzes an der Front einen jungen deutschen Soldaten durch einen Bajonettstich in die Stirn getötet und Zeit seines Lebens unter der Last dieser Tat gelitten – wie er seinem Enkel Paul als einzigen Vertrauten erzählte1 . „Das Feld der Ehre – Passchendaele (Beitrag überarbeitet)“ weiterlesen
Gefährten im Stage Theater des Westens (Berlin)
Am 20. Oktober 2013 hat die erste nicht-englischsprachige Fassung des preisgekrönten und internationalen Theatererfolges „War Horse“ unter dem Titel „Gefährten“ im Stage Theater des Westens in Berlin das Licht der Bühnenwelt entdeckt. Das auf dem gleichnamigen Jugendroman von Michael Morpurgo basierende und von Nick Stafford adaptierte Stück wurde erstmals im Jahr 2007 als eine Produktion des National Theatre of Great Britain, London, aufgeführt und hat seitdem Ableger in den USA, Kanada und Australien.
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Patton – Rebell in Uniform
Franklin J. Schaffners „Patton – Rebell in Uniform“ (OT: „Patton“) aus dem Jahr 1970 ist groß. Sieben von zehn nominierten Oscars bei den Academy Awards des Jahres 1971, fast 62 Mio.$ Einspielergebnis bei einem Budget von 12 Mio.$ und eine Eröffnungssequenz, die in die Filmgeschichte eingegangen ist: Pattons fiktive Rede vor der 3. US-Armee, inszeniert auf einer riesigen, von gewaltigen Vorhängen flankierten Bühne, im Hintergrund eine vollkommen überdimensionierte Flagge der USA, welche die Bühne und den General zu zerschlagen droht, verspricht ein fulminantes Filmerlebnis.
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Martin Bayer: grounded
Der am Berliner Lette-Verein ausgebildete Fotograf Martin Bayer setzt sich in seiner Serie grounded1 mit Bildern ausgemusterter Militärflugzeuge mit der Wahrnehmung von Geschichte und Krieg, aber auch der Ästhetisierung von Waffen auseinander. Losgelöst aus ihrem historischen Kontext erscheinen die Flugzeuge wie Objekte, ja skulpturenhaft. Weder das Ursprungsland noch der Einsatzzeitraum sind klar umrissen: war es ein „Angreifer“ oder ein „Verteidiger“, bezogen auf unsere eigenen Einteilungen? Jeder Krieg schafft seine Geschichte und seine Mythen – grounded verbannt sie in den Hintergrund und läßt den Betrachter eigene Assoziationen knüpfen.
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- grounded, engl. für abgestürzt, mit Startverbot belegt (Flugzeuge, Piloten), verankert, geerdet, aber auch: begründet ↩