Donald gegen Hitler (Spiegel)

Sven Stillich schreibt auf Spiegel online einen kurzen Artikel zu einigen Trickfilmen, die in den USA während des Zweiten Weltkriegs entstanden. Stilistik und Motivation waren dabei höchst unterschiedlich: Der bekannteste Film dürfte wohl Disneys „Der Fuehrer’s Face“ aus dem Jahr 1943 sein, in dem Donald Duck einen Alptraum in „Nutzi Land“ durchlebt.

 

Wäre „Der Fuehrer’s Face“ einige Jahre älter, fiele es manchem wohl leichter, über die vielen Details zu lachen, so z.B. die zahllosen Gegenstände in Form von Hakenkreuzen, seien es Wolken, Bäume, Hydranten, Wegweiser oder Windmühlenflügel, die Hitler-Kuckucksuhr oder der gleichgeschaltete Hahn. Zu jener Zeit war der Alptraum für Millionen Menschen jedoch bitterste Realität. Auch die rassistische Darstellung des japanischen Tenno Hirohito sorgt heute für wenig Heiterkeit, doch ist diese darstellerische Normalität (auch in anderen Veröffentlichungen) überaus aufschlussreich. Nicht ohne Ironie ist auch das Ende, wenn Donald Duck aus seinem Alptraum aufwacht und den Schatten eines Modells der Freiheitsstatue als Hitlergruß wahrnimmt. Der Film erhielt 1943 einen Oscar als bester animierter Kurzfilm und ist nicht nur aufgrund der abgedrehten Traum-im-Traum-Sequenz und dem damals sehr erfolgreichen Titelsong mit seinem intelligenten Spott-Text sehenswert.

 

„Der Fuehrer’s Face“ (Disney, 1943) auf YouTube

Während jener Film den Gegner der Lächerlichkeit preisgibt und indirekt darauf verweist, wofür es sich zu kämpfen lohnt, geht „Education for Death: The Making of the Nazi“ (ebenfalls von Disney und kurz darauf veröffentlicht) einen anderen Weg: basierend auf dem gleichnamigen Buch von Gregor Ziemer wird die frühe Indoktrination der Kinder beschrieben und nicht zuletzt das Umfeld aus Macht und Angst. Interessanterweise werden manche Sequenzen dabei in tatsächlichem Deutsch (und ohne Untertitelung) gesprochen, was der Atmosphäre dienlich ist und wohl die Authentizität unterstreichen soll.

 

„Education for Death“ (Disney, 1943) auf YouTube

Auch andere Studios wie Hanna Barbara oder MGM (für die u.a. Tex Avery arbeitete) veröffentlichten Filme unterschiedlicher Qualität; einige sollten an dieser Stelle zumindest genannt werden:

 

„Blitz Wolf“ (MGM, 1942) auf YouTube

Der einflussreiche Animationsfilmer Tex Avery erzählt die Geschichte vom Wolf und den drei Schweinchen neu – und natürlich als Basis für absurde Vernichtungsorgien. Die enthaltenen Gags zünden jedoch nicht alle gleich gut.

 

 

„Commando Duck“ (Disney, 1944) auf YouTube

Donald Duck soll als Kommandosoldat einen japanischen Flugplatz vernichten, was ihm durch seine Tollpatschigkeit letztendlich auch gelingt. Einer der durch Ideenreichtum und Tempo gelungeneren Filme. Interessant sind auch die Zitate der japanischen Soldaten:

Erster Soldat: „OK, hier er kommt. Es Zeit zu schießen, hoffe ich.“ (er zielt auf Donald)
Zweiter Soldat: „Nein, nein, bitte warte. Es japanische Tradition, einen Mann nur in den Rücken zu schießen.“
Erster Soldat: „Oh, danke.“1

 

„Daffy the Commando“ (Warner Bros., 1943) auf YouTube

Auch Daffy Duck vom konkurrierenden Studio Warner versucht sich also Kommandosoldat. Schwerpunkte sind hier das Pseudo-Deutsch der Nazi-Adler und entsprechende Stereotypen (Offizier mit Monokel etc.). Höhepunkt ist ein recht realistisch gezeichneter Hitler, der von Daffy eins mit dem Holzhammer übergezogen bekommt.

 

„Donald gets drafted“ (Disney, 1942) auf YouTube

Donald Duck läßt sich von Rekrutierungspostern verführen, Soldat zu werden – doch seine Unfähigkeit durchkreuzt seine Pläne, Frauenschwarm zu werden.

 

„Private Pluto“ (Disney, 1943) auf YouTube

Der Hund Pluto soll Saboteure aufspüren und wird in diesem recht unwitzigen Film von einigen Streifenhörnchen zum Nüsseknacken missbraucht.

 

„Scrap Happy Daffy“ (Warner Bros., 1943) auf YouTube

Auch dieser Film hat einen edukativen Charakter, soll er doch die Amerikaner zum Sammeln von Altmetall anregen – dann klappt’s auch mit dem Kriegserfolg.

 

„The Ducktators“ (Warner Bros., 1942) auf YouTube

Die Enten Hitler, Mussolini und Hirohito (die ja propagandistisch gern über einen Kamm geschert wurden) übernehmen einen Bauernhof, bis es der Friedenstaube reicht. Interessanterweise bekommt Hirohito seine erste Abreibung von einer chinesischen Schildkröte.

 

„The Spirit of ’43“ (Disney, 1943) auf YouTube

Ein weiterer edukativer Film, in dem Donald Duck dazu anregt, rechtzeitig die Steuern zu zahlen, um den Kriegserfolg nicht zu gefährden: „Taxes to bury the Axis!“2

 

Um es mit den bereits mehrfach aufgetauchten „Looney Tunes“ zu sagen: „That’s all folks!“ – zumindest an dieser Stelle.

  1. Übersetzung Bayer, siehe engl. Original auf der IMDB.
  2. „Steuern, um die Achse(nmächte) zu begraben!“

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