Mal wieder ein richtig toller deutscher Filmtitel: Das Hitler- ähh Stauffenberg-Attentat. „Operation Walküre“ sorgte bereits für ein gewisses Medientheater: dürfen sich die Amerikaner erdreisten, eine urdeutsche Heldengeschichte wie die des 20. Juli 1944 verfilmen, wo es doch schon so viele deutsche Filme darüber gibt? Doch noch mehr schien auf den Untergang des Abendlands hinzuweisen, ist doch der Hauptdarsteller nicht einmal ein ordentlicher Christ! Nun hat der Film seine Europapremiere.
Aber darum geht es mir hier und heute nicht, sondern um die Vermarktung in Deutschland. In den USA (wo der Film bereits am 25.12.2008 seine Premiere feierte) heißt der Film schlichtweg Valkyrie – und so auch, in die jeweiligen Landessprachen übersetzt, in den anderen Staaten dieser Erde.3
Den Deutschen kann man so etwas jedoch scheinbar nicht zumuten: Walküre? Da denkt doch der gemeine Deutsche sofort an Richard Wagner, oder höchstens – wenn schon filmisch – an Apocalypse Now.4 Nä, dit is zuviel Kultur.
Also: „Operation Walküre“. Schon (vermeintlich) besser. Wie z.B. bei dem ansonsten spannenden Terrorismus-Thriller The Kingdom, der auf gut Deutsch dann Operation: Kingdom heißen durfte/mußte – sich aber immerhin um einen bescheuerten Untertitel drücken konnte (Danke an dieser Stelle an die Verantwortlichen!).
Nicht so bei Operation Walküre: Dieser heißt eine Zeile tiefer dann „Das Stauffenberg-Attentat“.
Ach – und ich Dödel dachte immer, dass es sich um ein Hitler-Attentat gehandelt hatte. So kann man sich täuschen… Ernsthaft: Die deutsche Sprache begeistert mich ja immer wieder ob ihrer Flexibilität: die Ledertasche ist aus Leder (bzw. sie sollte es sein); die Handtasche ist…nun, hoffentlich auch aus Leder.
Doch unabhängig von solchen sprachlichen Irrungen und Wirrungen ist es mehr als bedauerlich, den Umsturzversuch auf eine Person zu reduzieren, auch wenn es in der Tat von Stauffenberg war, der die Tasche mit dem Sprengstoff unter den Kartentisch in der Wolfsschanze legte. Bei Georg Elser mag eine solche Benennung noch akzeptabel sein, wenn auch aus obigen Gründen ebenso unglücklich: er war ein klarer Einzeltäter.5 Doch erstens war der 20. Juli 1944 mehr als nur der Attentatsversuch, und zweitens war von Stauffenberg – ohne seine Rolle dabei reduzieren zu wollen – einer von (immerhin) vielen aufrechten Mutigen.
Warum ausgerechnet in Deutschland dieser Untertitel notwendig zu sein scheint, läßt sich wohl nur mit der bekannten Neigung zu ähnlichen (und ähnlich unnötigen) Film-Untertiteln erklären. Passend dazu das obige Filmplakat. Die zweite, nachfolgende Version versöhnt nur gering: wie in mittelalterlichen Gemälden ist der Held größer abgebildet, die Gesinnungsgenossen (und selbst der eher opportunistische Generalobert Friedrich Fromm) entsprechend dahinter einsortiert. Doch ich will den deutschen Verleih nicht allzu sehr schelten: auch die ARD verzapfte zum 60. Jahrestag des Kriegsendes ähnlichen Tinnef.
Nun, am 20.01.2009 ist jedenfalls Premiere in Berlin; man erwartet Bryan Singer, Tom Cruise & Co. gegen 19:30h vor dem Berlinale-Palast.6 Zum Film selbst gibt es an dieser Stelle später mehr.
LEMO-Eintrag des DHM zum 20. Juli 1944
Stiftung 20. Juli 1944
Gedenkstätte Deutscher Widerstand
Wikipedia-Eintrag zum Attentat des 20. Juli 1944
- Zusätzlich zum Wikipedia-Eintrag noch derjenige der IMDB. ↩
- Als direkter Link seine offizielle Seite, die es mit Richard Strauss‘ Also sprach Zarathustra aber so richtig und buchstäblich krachen läßt; besonders gelungen ist der Soundschnitt beim Luftbläschen, das sich im Ausschnitt aus Minority Report aus der Nase des untergetauchten Helden löst. Zusätzlich noch die Links zum Wikipedia-Eintrag und zur IMDB. ↩
- Siehe IMDB-Eintrag hierzu. ↩
- Genauer gesagt natürlich an jenen berühmten Helikopter-Angriff, zu dem der Ritt der Walküren begleitend abgespielt wird – wie weilands zu den Stuka-Angriffen in der deutschen Wochenschau; doch dies ist noch mal eine andere Geschichte. ↩
- Sein Versuch vom 8.11.1939 mißglückte leider ebenfalls. ↩
- Marlene-Dietrich-Platz 1, 10785 Berlin ↩