Das Imperial War Museum North in Manchester präsentiert vom 12. Oktober 2013 bis 23. Februar 2014 die Sonderausstellung „Catalyst: Contemporary Art and War“, die Arbeiten von mehr als 40 zeitgenössischen Künstlern zum Krieg in unserer Zeit enthält. Die mehr als 70 Werke stammen aus der so vielfältigen wie großen museumseigenen Kunstsammlung und wurden seit dem Golfkrieg von 1990/91 erstellt. Steve McQueen, Frauke Eigen, Paul Seawright, Rasheed Araeen und Willie Doherty gehören zu den beteiligten Künstlern.
Das beeindruckende Museum – der konsequente Bau stammt von Daniel Libeskind – wurde 2002 eröffnet und gehört zum Museumsverbund des britischen Imperial War Museums (IWM). Während das IWM in London ein eher „klassisches“ Kriegsmuseum ist – mit zahllosen Exponaten wie Waffen, Dokument und Uniformen, präsentiert in einer nationalen Sichtweise -, versucht das IWM North einen beachtenswerten Zugang zum Sozialsystem Krieg außerhalb technologisch-historischer Schwerpunkte zu schaffen: Auf diese Weise nähert sich das Museum deutlicher und direkter der Frage, was uns Menschen so am Krieg fasziniert, dass wir offenbar nicht von ihm lassen können.
Diese Frage führt auch zum Ausstellungstitel: Wie tragen Künstler zu unserer Sichtweise auf Kriege und Konflikte bei, in einer Zeit, in der unsere Wahrnehmung von den Medien und nicht zuletzt dem Internet geprägt werden? Hierauf bezieht sich beispielsweise „Photo Op“ von kennardphillipps (Peter Kennard und Cat Picton-Phillipps): jene durch das Web bekannte Fotomontage, in der der britische Premierminister bei einem „selfie“ (so der Web-Slang für ein mit dem Mobiltelefon aufgenommenen und geposteten Selbstportrait) vor einer apokalyptischen Landschaft zeigt.
Der eher durch seine Filme bekannte Steve McQueen war 2003 vom IWM beauftragt worden, sich mit dem Irakkrieg auseinanderzusetzen. Von seinem Besuch in Basra brachte er wenig zufriedenstellendes Material mit, und so suchte er andere Möglichkeiten, auf den Krieg zu reagieren. Seine Serie „Queen and Country“ zeigt Briefmarkenblöcke mit den Portraits gefallener Soldaten und verweist somit auf den individuellen Verlust, aber auch auf die Rollen des Staates und der Gemeinschaft sowie der Frage nach nationaler Identität.
Paul Seawright arbeitete 2002 über den Afghanistankrieg, ebenfalls vom IWM hierzu beauftragt. Das Foto „Camp Boundary“ aus der Serie „Hidden“ zeigt eine leer erscheinende Landschaft mit wenigen Zelten. Oft ist Krieg unspektakulär, das Gefechtsfeld erscheint leer – und doch ist die Bedrohung vorhanden, durch Minen oder Bomben, durch Angriffe aus dem Hinterhalt oder Luftschläge.
Willie Doherty zeigt mit „Unapproved Road 2“ eine improvisierte Straßensperre. Sobald dem Betrachter der örtliche Zusammenhang einer Grenzregion in Nordirland bewußt ist, ändert sich die Wahrnehmung des zuerst harmlos erscheinenden Bildes. Frauke Eigen reiste 2000 in den Kosovo, kurz nach dem dortigen Krieg. Als ein Massengrab geöffnet wurde, wurde sie von der Bedeutung der Kleidungsstücke beeindruckt, die nun losgelöst von ihren Besitzern an diese erinnerten. Rasheed Araeen setzt sich in „White Stallion“ mit der Bedeutung der Medien im Golfkrieg auseinander, während Taysir Batniji mit ironischem Beiklang auf die fragilen Lebensbedingungen in Palästina verweist. „The House of Osama bin Laden“ von Langlands & Bell ist eine interaktive Videospielinstallation, in der man sich auf die erfolglose Suche nach dem inzwischen erschossenen al-Qaida-Gründer begeben kann.
Weitere Arbeiten sind unter anderem von Jack Milroy, Angus Boulton, John Keane, John Timberlake, Trio Sarajevo, Edmund Clark, Kerry Tribe, Yaron Livay, Miroslaw Balka und Ori Gersht.
Catalyst: Contemporary Art and War
12. Oktober 2013 – 23. Februar 2014
Eröffnung: 11. Oktober 2013
Kostenfreier Eintritt, Spenden sind willkommen
Imperial War Museum North
The Quays
Trafford Wharf Road
Manchester M17 1TZ
UK
I agree that this is a very important exhibition. Too often dissent against war is excluded by large institutions – even though it reflects the opinions of a large proportion of the public. Catalyst allows artists to express their genuine feelings about issues such as Palestine, Guantanamo Bay and the Iraq War. Such subjects and opinions need to be brought out; this is what democracy is about.
I’ve written a review which you can read here: http://imperialwarmuseum.wordpress.com/2013/10/20/catalyst-contemporary-art-and-war-iwm-norths-war-art-exhibition/
Thank you for this excellent review of a most interesting exhibition. I could not agree more – and that what’s art about: to express feelings and to touch others.
Cheers