Benjamim Maack schreibt im SPIEGEL online vom 28.1.2009 einen interessanten Artikel zur Arbeit Heinz Rühmanns während der Nazizeit.
Vor 65 Jahren, am 28.1.1944, wurde die Feuerzangenbowle in Berlin uraufgeführt. Jene Komödie, die später zum Kultfilm unter Schülern (pardon: Schölern) und Studenten avancierte, sollte zuerst verboten werden: Reichserziehungsminister Bernhard Rust sah die Autorität von Schule und Lehrkörper untergraben. Heinz Rühmann, bekannter und beliebter Hauptdarsteller dieses Films und vieler weiterer, fuhr zur Wolfsschanze, Hitlers Hauptquartier. Nachdem Göring versicherte, der Film sei zum Lachen, ordnete Hitler die sofortig Freigabe an.
Doch mir geht es nicht um diese Anekdote eines Komödianten (und auch nicht um den kongenialen Titel). Vielmehr beschreibt der Autor das schwierige Verhältnis eines Künstlers in einer Gewaltherrschaft: wann hört die künstlerische Arbeit auf, wann beginnt das Mitläufertum, ja die aktive Mitarbeit? Hat Rühmann wirklich mit seinen Filmen die Moral der Deutschen so gestützt, dass sie weiterkämpften und Krieg und Diktatur ertrugen – oder überschätzt man hier die Macht der Propaganda? Konnte er mit seiner Arbeit Mitarbeiter vor dem Kriegseinsatz bewahren oder hätte er nicht besser emigrieren sollen?
All diese Fragen musste letztendlich Rühmann für sich selbst klären. Einfache Antworten gibt es jedenfalls keine, schon gar nicht aus jener hoher moralischen Warte glücklich Spätgeborener.