Gates erlaubt wieder Fotos von Soldatensärgen

 

US Verteidigungsminister Robert M. Gates erlaubte das Abbilden von Särgen toter amerikanischer Soldaten nach ihrer Rückholung in die USA die am Luftwaffenstützpunkt Dover in Delaware ankommen, solange die Angehörigen zustimmen. Damit wird eine im Februar 1991 zum Zweiten Golfkrieg getroffene Entscheidung revidiert.

Natürlich kann es Gates nicht allen Recht machen: die einen halten dies für ein ausschließliches Zugeständnis an die Friedensbewegungen, die dies schon lange gefordert hatten, und eine Zumutung für die Angehörigen. Die anderen jedoch sehen darin die Wiedererlangung eines Teils der Pressefreiheit.

Gates hatte es bereits seit mehr als einem Jahr für die Änderung der 1991 eingeführten Regelung eingesetzt, doch scheiterte er an der Bush-jr.-Administation, der er selbst mit angehörte. Nichtsdestotrotz machte er aus seiner Ablehnung nie einen Hehl.

Umso erfreulicher ist es, dass er nun seinen Vorschlag erfolgreich durchsetzen konnte. Die Einschränkung, dass die Angehörigen der Abbildung widersprechen können, halte ich für eine sinnvolle Lösung – inwiefern sie sich als praktikabel erweist, wird sich zeigen. Die Hoffnung mancher Friedensbewegter wird sich jedoch als haltlos erweisen, dass nur durch das Zeigen (auch zahlreicher) Särge ein Bewußtseinswandel eintritt, denn der Blutzoll mag zwar für eine moderne Gesellschaft hoch sein, doch ist er nicht mit Verlustzahlen in Vietnam oder Korea zu vergleichen: Mehr als 4.900 US-Soldaten sind bisher in der Region gefallen (4.253 im Irak und 652 in Afghanistan, Pakistan und Usbekistan).

Präsident Barack Obama hat sich sowieso für einen Ausstieg aus dem Irak entschieden – und eine Verstärkung des Engagements in Afghanistan. Es bleibt zu hoffen, dass sich in den Jahren 2010 und folgende Irak aus eigener Kraft zu stabilisieren vermag und dass Afghanistan nicht weiter ins Chaos abrutscht. Die europäische „Obama-Mania“ (zumal in Deutschland) mag einen ersten Dämpfer bekommen, wenn weitere Forderungen an die Verbündeten erfolgen: von Deutschland wird sicherlich die Erweiterung des Bundeswehreinsatzes in den Süden gefordert werden, sowie die Vergrößerung des Engagements – also die Aufstockung des Kontingents und einen Auftrag zum Kampfeinsatz.

Der Ursprung der kontroversen Regelung mag 1989 in einer Peinlichkeit für den damaligen US-Präsidenten George Bush gelegen haben: Fernsehsender zeigten Bilder eines scherzenden Präsidenten, während Särge bei der Militäraktion „Just Cause“ („triftiger Grund“, aber auch „gerechte Sache“) in Panama gefallener Soldaten entladen wurden, was zu einer Auseinandersetzung zwischen dem Weißen Haus und den Fernsehsendern führte.

Weitere Links:
Pentagon to Allow Photos of Soldiers’ Coffins (NY Times, 26.02.2009, Engl.)
Artikel des US Department of Defense (Engl.)
The Memory Hole (Engl.)

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