Ein Freund machte uns auf die Arbeiten von Peter Sauerer aufmerksam: seine Skulpturen aus Holz sind häufig im verkleinerten Maßstab und setzen sich mit Geschichte, Berühmtheiten und unserer Wahrnehmung auseinander. Hierzu bedient er sich oft der Ironie, ja des Spotts, doch ohne dabei zu verniedlichen. Die räumlich kleinen Arbeiten verdichten und verpflichten den Betrachter, einen genauen Blick auf die Arbeiten zu werfen.
Der 1958 in München geborene Künstler war 1985 Meisterschüler von Prof. Eduardo Paolozzi. Neben dem Holz als primären Arbeitsmaterial verwendet Sauerer Schnur und bisweilen Papier und Blech. Die Schnur hält die einzelnen Elemente zusammen: zerbrochen wirken die Pistolen und Fahrzeuge, und doch wieder zusammengefügt. Viele Arbeiten sind überaus detailliert gearbeitet, seien es die dargestellten Personen oder die Technik. Immer wieder bestehen Segmente in den fein gearbeiteten Werken aus blankem Holz, wie, um den Betrachter an die Künstlichkeit zu erinnern, aber auch an die Rohheit – des Materials, aber auch des Menschen.
Immer wieder finden sich Auseinandersetzungen mit Krieg: so ein britischer Mk. V Panzer aus dem Ersten Weltkrieg, Panzerzüge, oder Kriegsschiffe wie der 1906 gebaute russische Panzerkreuzer Rurik. Auch Pistolen (für jeweils 2.100 €) und ihre Kugeln finden sich in Sauerers Werk; auch hier wählte der Künstler bestimmte Modelle, sei es die berühmte deutsche 08, ein Colt M1911 (die US-Standardpistole, nicht nur im Zweiten Weltkrieg), eine nach Kundenwunsch veränderte Version hiervon (sie hätte General Patton gehören können) oder auch (nicht nur) James Bonds Walther PPK: mit einer Waffe diesen Typs tötete der Polizist und Stasi-Spitzel Karl-Heinz Kurras am 2.6.1967 den Studenten Benno Ohnesorg, und auch Adolf Hitler erschoss sich mit einer PPK.
Autos spielen im Werk Sauerers eine gewichtige Rolle, seien es die „Parade Cars“ aber auch Darstellungen in Kästen. Erstere enthalten nicht nur Hitler (6.200 €) und Göring (5.800 €), sondern auch Juan und Evita Perón oder Siegfried Bubacks Mercedes Benz, in dem er am 7.4.1977 zusammen mit seinem Fahrer Wolfang Göbel und Georg Wurster von der RAF ermordet wurden. In der Werkgruppe der „Kästen“ scheinen die dargestellten Begebenheiten eingegossen zu sein: nur ein Teil der Körper und Gegenstände ragen aus dem sie umgebenden Holz hervor. Hier finden sich mit die meisten historischen Verweise: „Albert Speer und seine Kinder am Obersalzberg„, „Baldur von Schirach auf dem Reichsparteitag von Nürnberg 1933″ oder auch „John F. Kennedy in Dallas, 1963″.
Weitere Arbeiten in dieser Werkgruppe stellen die „Wahren Begebenheiten“ dar: Die Anklagebank der Nürnberger Prozesse, „Bücherverbrennung in Hamburg 1936″, „Leni Riefenstahl auf dem Reichsparteitag in Nürnberg 1934″. Auch Aktuelles bildet Saurerer ab, so zeigt z.B. der Kasten „Letzte Reise – GIs im Irak“ 8 mit US-Flaggen geschmückte Särge, dazu Soldaten und Zivilisten. Bei der Arbeit „Letzte Reise – Rafik Hariri“ ragen nur noch der Sarg des am 14.2.2005 ermordeten Politikers aus der Holzmasse, sowie die Hände seiner Träger, die ihn über ihren Köpfen halten.
Sauerers Arbeiten können so respektvoll wie respektlos sein; sie sind fragil und gleichzeitig fest wie unsere Erinnerung; sie behandeln Wahres und Absurdes; sie sind exakt im Detail und lassen Raum für Assoziationen.
Peter Sauerer wird von folgenden Galerien vertreten:
Thomas Rehbein Galerie, Köln
Galerie Michael Heufelder, München
Fine German Gallery, Frankfurt/Main