Der japanische Premierminister Naoto Kan entschuldigte sich am 10. August 2010 bei Südkorea für die japanische Kolonialherrschaft über die koreanische Halbinsel in den Jahren 1910-1945. Dieser Schritt wurde nicht nur in Südkorea lange erwartet und mag auf einen veränderten Umgang Japans mit der Erinnerung an die dunkleren Kapitel der jüngeren Geschichte hinweisen.
In einer in Tokio verbreiteten Erklärung entschuldigte sich der am 4. Juni 2010 zum Premierminister gewählte Naoto Kan bei Südkorea für die Kolonialherrschaft Japans über die koreanische Halbinsel. Er empfinde „tiefe Reue“: „Die Seite, die den Schmerz zugefügt hat, kann leicht vergessen; jene, die gelitten haben, können das nicht.“ Japan biete Südkorea die „von Herzen kommende Entschuldigung für den enormen Schaden und das Leid“ unter der Kolonialherrschaft seines Landes an. Des weiteren sollen „in naher Zukunft“ koreanische Kulturgüter zurückgegeben werden; wie auch die Entschuldigung eine alte koreanische Forderung.
Allerdings richtete sich die Entschuldigung „nur“ an den Staat: weder die verschleppten Zwangsarbeiter noch die als „Trostfrauen“ zur Prostitution gezwungenen Koreanerinnen wurden konkret erwähnt. Zudem ist es interessant, dass sich die Entschuldigung ausschließlich an Südkorea richtete, während das Gebiet der damaligen Kolonie Chōsen beide heutige Teile Koreas beinhaltete.
Nichtsdestotrotz ist der Akt der Entschuldigung durch den Premierminister – so spät er kommen mag – ein überaus wichtiger: auch 100 Jahre nach dem Beginn jener Kolonialperiode sind die Wunden nicht verheilt. Die japanische Herrschaft war sicherlich keine gutmütige; und allein bei den Atombombenangriffen auf Hiroshima und Nagasaki sind um die 70.000 koreanische Opfer zu beklagen, die sich als Zwangsarbeiter in beiden Städten befanden.
Es wäre wünschenswert, wenn die neue japanische Regierung diesen eingeschlagenen Weg fortsetzt und sich mit seiner Vergangenheit konstruktiv auseinandersetzt. Am 15. August gedenkt man in beiden koreanischen Staaten dem Ende der japanischen Kolonialherrschaft vor nun 65 Jahren.