Der Fotograf Matthias Ley zeigt vom 27. Oktober bis 2. Dezember 2012 im Bürgerforum Wunsiedel Bilder aus seiner Serie „Remembering Gwangju“. Die 2009 bis 2010 entstandene Arbeit erinnert an ein zentrales Ereignis für die Entwicklung der Demokratie in Südkorea, den Aufstand gegen die Militärdiktatur in der Stadt Gwangju nach Ausrufung des Ausnahmezustandes am 18. Mai 1980 bis hin zum „Gwangju-Massaker“ am 27. Mai 1980. Während die Niederschlagung der Proteste auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking am 4. Juni 1989 große Aufmerksamkeit erlangte, wurde das Gwangju-Massaker in den westlichen Medien kaum wahrgenommen.
Der 1965 geborene Ley zog 1991 nach Japan, um dort als Fotograf zu arbeiten. „Remembering Gwangju“ ist eine Spurensuche mit Hilfe einer 4×5″-Großformatkamera: zusammen mit seiner koreanischen Frau suchte der Künstler nach Überlebenden jener Demokratiebewegung und sprach mit ihnen über die Ereignisse. Die beeindruckenden Portraits werden durch Fotos wichtiger Orte ergänzt.
Die Zahl der Opfer ist weiterhin schwer zu definieren; Regierungsstellen vermeldeten damals 154 tote Zivilisten, 22 Soldaten und 4 Polizisten. Während zumindest 13 der 22 Soldaten einem Beschuss durch eigene Truppen zum Opfer fielen, wird die Zahl der getöteten Polizisten deutlich höher sein, da viele von ihnen gefangengenommene Demonstranten freiließen und daraufhin erschossen oder verschleppt wurden. Eine Kommission aus dem 1990er Jahren gab die Opferzahlen mit 207 Toten und ca. 1.000 Schwerverletzten an, während Opferverbände von mehr als 1.000 Toten und 15.000 Verletzten ausgehen. Tausende wurden zum Teil jahrelang eingesperrt und gefoltert, ohne dass ihre Angehörigen von ihnen etwas wußten.
Park Sang Chol war 14 Jahre, als die Soldaten das Feuer auf die Demonstranten eröffneten. Durch eine Kugel wurde er querschnittsgelähmt und leidet seitdem an starken Schmerzen. Lee Chu Ja war schwanger, als sie von einer Kugel in den Bauch getroffen wurde. Die folgende Operation musste aufgrund des ungeborenen Kindes ohne Betäubungsmittel erfolgen. Im Krankenhaus wurde sie geschlagen, bis man ihr sagte, sie sei verwechselt worden und könne gehen. Ihre Freundin Lee Sung Soon wurde auf dem Heimweg in die Brust getroffen; im Krankenhaus verhörte und schlug man sie täglich. Der Künstler Hong Sung Dam erstellte damals Poster für die Demonstranten und berichtete, wie die Menschen während des Aufstandes das Essen miteinander teilten, was ihn an die Bibel erinnerte. Yun Suk Dong hält auf seinem Portrait ein Foto seines Sohnes, des getöteten Studentenführers Yun Sang Won: „Mein Sohn war nie ein Kommunist. Er war nur daran interessiert, faire und gleiche Bedingungen für die Arbeiter zu erreichen.“
Die Arbeit „Remembering Gwangju“ ist auch als Buch erschienen. Der Künstler wird zur Vernissage anwesend sein.
Matthias Ley: Remembering Gwangju
27. Oktober bis 2. Dezember 2012
Vernissage: 26. Oktober 2012, 1930h
Bürgerforum Wunsiedel – StadtGalerie
Theresienstr. 1
95632 Wunsiedel
Sa 1100-1400h und So 1400-1700h